Werbewoche, 20. Januar 2000

FRÜH SCHON HAT SIE GEÜBT.

Danielle Lanz ist Werberin des Jahres 1999 und die jüngste Titelträgerin.

Vor rund einem Jahr wurde Danielle Lanz von einem jungen Inder mit Turban auf der Strasse angesprochen. Er gab sich als Wahrsager zu erkennen und behauptete ihre Lebenserwartung von der Stirn ablesen zu können, erzählt sie. An die Zahl erinnert sich Danielle Lanz nicht mehr. Auch dass er ihr prophezeite, sie werde noch vor Ablauf des Jahres berühmt werden, hätte Sie beinahe vergessen, wäre sie nicht kürzlich benachrichtigt worden, dass sie das Finale klar für sich entschieden habe: Danielle Lanz ist mit 30 Prozent der Stimmen von den Werbewoche-Lesern zur Werberin des Jahres 1999 gewählt worden.

Gefragt nach Ihrem Antrieb, in die Werbung einzusteigen, antwortet sie: «Vielleicht kam ich aus Trotz dazu, weil mir mein Vater verbat, TV-Spots zu sehen.» Bald schon sollte sich die väterliche Strenge als vergeblich herausstellen. Als 15-Jährige gewann sie mit ihrem Anzeigen-Vorschlag für das Joghurt im Glas eine goldige Anstecknadel. Ein Jahr später trat sie ihre Traum-Lehrstelle als Grafikerin bei der Agentur an, die den Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben hatte: Aebi und Partner. Zielstrebig und mit viel Einsatz kreierte sie verblüffende Werbekampagnen bei Farner Publicis, Wirz, Wyler und seit zwei Jahren bei Guye & Partner. Dabei bahnte sie sich Ihren Weg nach oben – und blieb dabei am Boden. Heute, mehrere ADC-Würfel und Effie-Preise reicher, darf sie ihre Titelsammlung mit der Auszeichnung «Werberin des Jahres 1999» ergänzen.

 

«Aufs Essenzielle reduzieren»

Danielle Lanz, CD bei Guye & Partner, ist Werberin des Jahres 1999

Von Luca Aloisi

Ehrgeizig und zielstrebig verfolgte Danielle Lanz schon als Teenager ein Ziel: Die Werbung. Die Freude an der Arbeit, harter Einsatz und das Glück, mehrmals zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen zu sein, bestimmten ihren Aufstieg. Nicht geplant war hingegen, als 28-Jährige den Posten als CD bei Guye & Partner zu bekommen, und noch weniger ihr jüngster Erfolg: Danielle Lanz ist Werberin des Jahres 1999.

Bereits im Kindesalter schnupperte Danielle Lanz Werbeluft. Damals wohnte ihre Familie im Haus, in dem Scotti domiziliert war. Um ihr Taschengeld aufzubessern, übernahm sie verschiedene Gestaltungsjobs für Discos.

Nach ihrer Ausbildung bei Aebi & Partner folgten AD-Anstellungen bei Publicis Farner und Wirz. Bei Letzterer war sie an erfolgreichen Werbekampagnen wie Relax und Triumph beteiligt. In den zwei Jahren als Freelancer arbeitete sie hauptsächlich für Wyler und ihre heutige Werbeagentur, wo sie 1997 als jüngste Creative Director der Schweiz einstieg: Guye & Partner.

Noch kann es Danielle Lanz kaum glauben, dass die Leser der WerbeWoche ausgerechnet sie zur jüngsten Titelträgerin in der Geschichte der Auszeichnung gemacht haben. Die 30-jährige Züricherin lacht ein wenig scheu, aber sichtlich erfreut. Nein, sie nehme sich wirklich nicht so ernst, sagt sie. «Dazu ist die Werbebranche ja ein zu kleiner Kuchen», gibt sie zu verstehen. Sie beschreibt sich als direkt, manchmal zu direkt. Sonst aber entspricht ihre Art nicht dem Klischee des arroganten selbstverliebten Werbers. Ein wenig mehr Diplomatie hätte sie sich allerdings gewünscht, blickt sie zurück. Gleichzeitig erleichtert ihr diese Offenheit auch den Umgang mit Menschen.

Abgesehen vom zeitweiligen Medienecho erwartet sie vom Titel nichts Besonderes, auch wenn sie gegen New Business nichts einzuwenden hätte, scherzt sie. Über leere Auftragsbücher darf sich Danielle Lanz am allerwenigsten beklagen. Innert weniger Jahre half sie mit, die Agentur im Zürcher Seefeld zu einer der kreativsten und erfolgreichsten der Schweiz zu machen. Trotz der Lorbeeren wird sie das eine Ziel verfolgen; «Gute Werbung zu machen.» Deshalb sieht sie ihren Posten als CD wie die Auszeichnung eher als Nebeneffekt und nicht als vorgefasstes Ziel.

So sehr sie sich über die Anerkennung durch die Branche freut, «so gebührt der Titel nicht nur mir», betont sie. Mit ihrer natürlichen Art hebt sie hervor, dass sie ihren Erfolg vor allem auf die fruchtbare Zusammenarbeit mir dem Team und die ideale Ergänzung mit Christophe Guye zurückführt. «Christophe ist ein ausgezeichneter Stratege. Zudem teilen wir dieselbe Vorstellung von guter Werbung.» Dass das Arbeitsklima angenehm ist und kein Graben zwischen Kreation und Beratung besteht, erleichtert ihre Arbeit auch. Im vergangenen Jahr glänzte sie gleich mit mehreren Kampagnen, unter anderen für SSR Reisen, Finnair, Kabel 1 oder Swisscom Combox. Lanz über ihren Erfolg: «Wenn Aussage und Umsetzung optimal sind, entsteht seriöse Kreativität. Und das ist gut investiertes Geld.»

Das Erfolgsrezept hat sie nicht für sich gepachtet, steht es doch in jeder Werbebibel. «Gute Werbung zeichnet sich durch die verblüffende Dramatisierung des Konsumentennutzen aus», trägt sie die Weisheit vor, als hätte sie diese gerade auswendig gelernt – und lacht. «In der kreativen Arbeit ist die Reduktion auf das Wesentliche eine grosse Herausforderung. Etwas aufs Minimum zu reduzieren, ist schwierig.» Ausser für politische Werbung kann sie sich für «so ziemlich alles begeistern». Dabei lässt sie sich von ihrem Optimismus, ihrer Begeisterungsfähigkeit und Intuition leiten. Vorbilder habe sie keine, dafür Kollegen, von denen sie dazulernen konnte. «Die Zusammenarbeit mit den besten Kreativen der Schweiz hat mich geprägt.» Sehr gerne arbeitet sie zum Beispiel mit dem Texter/Konzepter Markus Ruf zusammen, der vergangenes Jahr knapp den Titel verfehlt hatte.

Nein, als Frau und junge CD habe sie sich nie benachteiligt gefühlt, aber sie sei als junge Frau in dieser Position schon ein Exot: «Man fällt etwa so auf, wie eine Fliege auf einer Quarktorte.» Eigentlich findet sie es schade, dass die Chancengleichheit in dieser Branche noch kein Thema ist.

Der Teamplayer Danielle Lanz braucht den Austausch. Inspiration findet sie im Gespräch mit dem Gegenüber oder allein in einem Kaffee sitzend. «Die Geräuschkulisse eines Lokals wirkt sehr inspirierend auf mich.» Sie ist gerne CD – Personalführung, Kundengespräche, Präsentationen und Nachwuchsförderung befriedigen sie ebenso wie die kreative Arbeit, in die heute 50 % ihres Pensums hineinfliessen.

Im Gegensatz zu den Champagnertruffes konnte sich Danielle Lanz Überstunden abgewöhnen: «Nach Ladenschluss will ich nichts mehr mit Werbung zu tun haben, sondern ich tue gerade, was mir Spass macht.» Dazu gehören ihr Freundeskreis, Lesen, Spaziergänge in der Natur, Reisen nach London, Schottland sowie Asien.

Die bekennende Chaotin mit Organisationstalent findet ihr Glück im Augenblick: carpe diem. Alles andere würde bedeuten, am Leben vorbeizuleben. Dass sie am Geschmack der Konsumenten kaum vorbeizielt, ist nicht nur Selbstbestätigung. Denn einen anderen Beruf hätte sich Danielle Lanz nie vorstellen können. «Ich glaube, ich bin für nichts anderes begabt.»

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