persönlich.com, 13. Juni 2023

Wer bloss nichts falsch machen will, macht mit Sicherheit nichts richtig.

«Mal sehen, ob die Koffer auch in Cannes ankommen», sagt Markus Ruf im Hinblick auf das Cannes Lions Festival von nächster Woche.

 

Ruf Lanz hat für die Welti-Furrer Kampagne «When art has to travel» ADC-Gold gewonnen und für das Museum Haus Konstruktiv den einzigen Evergreen-Award 2023. Creative Director Markus Ruf über Kunst, Kunden und Erfolg.

von Matthias Ackeret

Herr Ruf, herzliche Gratulation zum Goldwürfel für Welti-Furrer Fine Art Transport und zum Evergreen für die langjährige Kampagne fürs Museum Haus Konstruktiv. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?

Eine wunderbare Bestätigung für uns und unsere Kreativen, aber auch für unsere Auftraggeber. Prämiert wird ja nicht nur der geniale Einfall der Werbeagentur, sondern ebenso sehr das kongeniale Okay des Kunden. Danke für die konstruktive Zusammenarbeit!

War es dieses Jahr schwieriger, in die Ränge zu kommen, als in anderen Jahren?

Es ist jedes Jahr sehr schwierig. Gold und Evergreen sind die härtesten Währungen beim ADC. Da wird jedes Detail auf die Goldwaage gelegt. Das merkt man auch daran, dass man im Ausstand oft ziemlich lange vor der Tür ausharren muss.

Inwiefern haben sich die Werbung und der ADC in den letzten Jahren verändert?

2023 war meine 30. ADC-Jurierung. Bei der ersten Jurierung jurierte ich als Jungspund zwischen Martin Suter, Claude Martin, Reini Weber, Hansjörg Zürcher und anderen kreativen Granden. Es gab vier Kategorien: Anzeigen, Plakate, Filme und der Rest. Mit den Jahren hat die Kategorienvielfalt logischerweise zugenommen. Was leider nicht zugenommen hat, sind mutige, pointierte Lösungen. Einer der Gründe dafür ist der Korrektheitswahn unserer Zeit. Irgendjemand ist immer empört. Das führt vielerorts zu einer zögerlichen Haltung. Wer bloss nichts falsch machen will, macht mit Sicherheit nichts richtig.

Sie haben am Samstag auf der Bühne Andy Warhol zitiert. Können Sie dies für unsere Leserinnen und Leser kurz wiederholen?

Ich war mit meiner Liebsten am Wochenende zuvor in Paris, um die Ausstellung «Basquiat x Warhol. Painting 4 Hands» zu sehen, mit Gemälden, die Basquiat und Warhol gemeinsam geschaffen haben. Dort ist mir ein Statement von Andy Warhol aufgefallen: «Kreativität ist der Spass, den man als Arbeit verkaufen kann.» Diese lustvolle Leichtigkeit ist unserer Branche etwas abhandengekommen, deshalb wollte ich sie daran erinnern.

Sie haben im Verlauf Ihrer Laufbahn unzählige Awards gewonnen. Haben Sie überhaupt noch Platz in Ihrer Agentur?

Nein, die meisten Awards sind im Keller in Welti-Furrer-Kisten verpackt. Wir könnten sie dem ADC mal zurückgeben, damit er daraus neue Würfel für junge Talente gestalten kann, ohne energieintensiv weiteren Marmor abzubauen. Philipp Skrabal hat mich während der Jury auf diese Idee gebracht. Ein echter Kandidat für den ADCESG-Award.

Nun stehen nächste Woche die Cannes Lions auf dem Programm. Haben Sie dort auch eingereicht?

Seit ich 2011 in Cannes in der Award-Jury sass, geben wir nur noch sehr zurückhaltend ein. Erstens haben es viele Schweizer Brands schwer, international verstanden zu werden. Zweitens sitzen schon seit Jahren keine Schweizer Kreativen mehr in den entscheidenden Award-Jurys vor Ort, es fehlt also die Lobby. Und drittens kostet jede Einsendung so viel wie ein 1982er Château Lafite Rothschild. Darum haben wir nur eine Arbeit eingereicht: Welti-Furrer «When art has to travel». Mal sehen, ob die Koffer auch in Cannes ankommen.

 

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